Bürgerfahrt nach Vichy in der Auvergne vom 26.6. – 2.7.2012

Nachdem es sich unsere kleine Gruppe (16 Teilnehmer) zu noch nächtlicher Stunde im großen Bus der Tölzer Autoreisen bequem gemacht hatte, fuhren wir pünktlich um 5:00 Uhr früh los. Mit unserem 1. Fahrer ging es bis Karlsruhe. Er wurde dann von dem Allroundtalent Sigi, der uns auch in Frankreich herumkutschierte, abgelöst. Auf der Fahrt, die über die Peripherie von München zur Stuttgarter AB führte, fiel so mancher in schlafähnlichen Dämmerzustand, der dann im weiteren Verlauf durch Essen und Trinken sowie kurzen Aufenthalten in Raststätten, verschwand. Von Karlsruhe ging es nach Süden, begleitet vom Schwarzwald und in der Ferne den Vogesen, dann über den Rhein um bei Mulhouse (früher Mülhausen) Frankreich zu erreichen. Dann südwestlich Richtung Vichy, unserer Partnerstadt, wo wir nach nicht ganz 14 Stunden unser Hotel Midland erreichten. Bernard, unser Begleiter und Betreuer für die nächsten Tage, erwartete uns schon. Da wir ihn fast alle kannten, war die Begrüßung sehr herzlich. Nach der Zimmerverteilung trafen wir uns zu einem vorzüglichen Abendessen.

Am nächsten Tag Mittwoch, 27.6. war eine Stadtführung mit Bernard angesagt. Wir schlenderten bei Sonnenschein durch Altstadt und Kurviertel zu Oper und Quellen, wo wir auch einen Probeschluck von der Celestin-Quelle nahmen. In der Mittagspause gingen einige durch den Park an den Allier, der hier aufgestaut worden ist. Nachmittags war das Sportzentrum angesagt. Wir sahen dort auch den Ort der Städtepartnerschaften mit dem Tölzer Löwen, nicht weit von der Sporthalle Pierre Coulon, in der das Musikfestival «Vents de Folie» am 30.6., ein Fest zum 150jährigen Bestehen der «Société Musicale de Vichy», stattfinden sollte.

Donnerstag, 28.6. ging es in die nähere Umgebung von Vichy. Zuerst wollten wir nach Charroux, einem Dorf mit alter Bausubstanz, das wir auch nach einem längeren Umweg (diese Autobahnen!) erreichten. Wir hörten von der alten Geschichte des Ortes, von Senf und anderen Erzeugnissen. Dann ging es zur Weinprobe beim Weinhändler Denis Barbara in der Nähe von Saint-Pourcain. Das anhaltend schwüle Wetter machte uns schon etwas zu schaffen. Umso erfreuter waren wir, das wir kühle Weinkeller besichtigen konnten. Hier war auch ein Imbiss hergerichtet. Denis erzählte uns sehr ausführlich und engagiert von seinem Wein und der Imbiss nach der Weinprobe – rot und weiß – war ausgezeichnet. Bernard übersetzte fleißig. Danach ging es zum Pferderennen auf der Pferderennbahn von Vichy-Bellerive, wo einige sogar etwas gewonnen haben. Am Abend fand der französisch-bayerische Abend im Lokal der Folklore-Gruppe «Vichy et ses Sources» statt. Für diesen Abend hatten wir unser Bier, Wurst, Schinken und andere Spezialitäten mitgebracht. Hier trafen wir auch unter anderen Bruno Besson, den wir schon kannten, da er bereits in Bad Tölz war. Auch mit seinem Sohn Valentin, der uns immer das neueste Fußballergebnis – es war Halbfinale – durchgab, konnten wir uns schon ganz gut auf deutsch verständigen. Es war ein gelungener Abend, wenn nur nicht diese Hitze gewesen wäre. Etwas Abkühlung war nur vor der Tür möglich, wo eine große Menge Mauersegler umher schwirrten. Sonst verscheuchen die Vichyaner am Abend Stare und Krähen mit Böllern.

Am Freitag, 29.6. machten wir einen Tagesausflug in die Auvergne, wo auch ein Picknick vorgesehen war. Zuerst besuchten wir die Papiermühle Richard de Bas in Ambert. Dieser Ort ist für seinen vorzüglichen Käse, den einige später einkauften, berühmt. Die alte Papiermühle noch mit alten Wohnungs- und Arbeitsgegenständen war für uns sehr interessant. Den anschließenden Picknickplatz fand Bernard an einem See. Hier ließen wir es uns bei einer Brotzeit – natürlich mit Wein – im Schatten gutgehen. Danach stand die Messerstadt Thiers auf dem Programm. Bernard hatte die Idee, statt der heißen Stadt die Abteikirche von La Chaise-Dieu zu besuchen, was auch gemacht wurde und alle sehenswert fanden und wo es auch einen Raum mit Flüsterecken gab. Auf der Fahrt kamen wir an der Stadt Clermont-Ferrand – der Hauptstadt der Auvergne – vorbei und konnten in der Ferne die Buckel der erloschenen Vulkane, die Puy´s bewundern. In der Zwischenzeit war auch unsere Tölzer Stadtkapelle in Vichy eingetroffen.

Am Samstag, 30.6. begaben wir uns zum Rathaus, wo Standkonzerte unserer Stadtkapelle und einer Musikgruppe aus Dumfermline in Schottland, einer weiteren Partnerstadt von Vichy, mit Dudelsäcken und Tracht, vor dem Rathaus stattfanden. Dann schloss sich im Rathaus der offizielle Empfang der Stadt Vichy durch Bernard als Vertreter der Stadt an. Beim anschließenden Umtrunk kamen wir mit den Schotten ins Gespräch und lernten, dass die Schotten sich nicht mit cheers zu prosten, sondern «slang» sagen. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Am Abend fuhren wir zum Musikfestival in die Sporthalle Pierre Coulon im Sportzentrum. Die Schwüle ließ nicht nach und Gewitter kündigten sich an. Kurz vor Beginn der Veranstaltung gingen in der vollen Halle erst einmal fast alle Lichter aus. Bruno Besson und andere rasten wild umher. Da es später und später wurde, kamen 3 Musikgruppen heraus und spielten ohne Noten: unsere Stadtkapelle, eine Gruppe aus Genf, auch eine Partnerstadt von Vichy, und die Musikgruppe der Flotte aus Toulon. Dann ging mit einem lauten Aaah? auf einmal das Licht wieder an und alle 6 Musikgruppen zeigten, was sie können, zum Teil mit Einlagen. Weit nach Mitternacht war es zu Ende. Da Sigi mit unserem Bus nicht zur Verfügung stand, bat Bernard Freunde, uns zum Hotel zurückzubringen. was wunderbar klappte.

Am Sonntag, 1.7. fand ein Festgottesdienst in der Kirche Saint-Louis mit unserer Stadtkapelle statt. Es hieß, die Kirche war noch nie so voll. Da am Nachmittag die große Parade aller Musikgruppen durch die Straßen von Vichy zum Kurhaus stattfinden sollte, gingen einige noch zu der Sonntagvormittag offenen Markthalle um noch was einzukaufen und etwas zu essen. Dann gingen wieder einige von uns zum Place de Gaulle bei der Post, um die Aufstellung der Musikgruppen mitzuerleben. Hoffentlich regnet es nicht war unser Gedanke. Das nächste Ziel war das Kurhaus, an dem sich alle Gruppen einfanden und wieder spielten. Es war ein gelungener Abschluss. Nach dem Abendessen mussten wir schon packen, da am nächsten Tag, Montag, 2.7. die Abreise bevorstand.

Das war ein schwerer Abschied von Bernard, es hatte uns allen sehr gefallen und es ging alles so reibungslos, jedenfalls für diejenigen, die nicht verantwortlich waren. Sogar die Franzosen hupten und schimpften nicht, wenn unser Bus mal eine Straße versperrte. Sie warteten geduldig. Auch waren sie sehr hilfsbereit, wenn man etwas gefragt hat, obwohl sie uns als Deutsche erkannten. Das Wort jumelage (Partnerschaft) löste Verständnis und Freundlichkeit aus.

Au revoir jusqu´à la prochaine fois (ist bestimmt nicht ganz richtig)

Renate Polatzek

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