Ins Land wo die Zitronen blüh´n (Bürgerfahrt 2010)

Studienfahrt 2010 des Städtepartnerschaftsvereins Bad Tölz – Vichy – San Giuliano Terme e.V. zur Partnerstadt San Giuliano Terme am 22. Juni 2010

Reisebericht

Nicht nur ins Land wo die Zitronen blühn – auch in das Land «wo die Sonne scheint» führte die diesjährige Studienreise des Vereins. 33 Tölzerinnen und Tölzer, dabei auch die Greilinger Streichmusik und die Harfenistin Rita Reiter, machten sich am Dienstag nach Pfingsten auf den Weg zur Partnerstadt in der Toskana. Die Abfahrt im Reisebus erfolgte bei üblichem regnerischem Wetter. Die Fahrt ging zügig voran, so dass wir überpünktlich in unserem Hotel California in Madonna del Acqua ankamen. Und wie bestellt herrschte in der Toskana schönes Wetter!

Am kommenden Tag stand die Erkundung Pisas auf dem Programm. Unsere Führerin Sabrina Lanzoni erläuterte mit viel Witz und Charme ihre Heimatstadt. Auf dem Campo dei Miracoli wurden neben Baptisterium und Torre Pendente in der Kathedrale auch das Grab des deutschen Kaisers Heinrich VII. aus dem Hause Luxembourg besucht, und natürlich auch die Gedenkstätte des Stadtpatrons Ranieri. Dom, Baptisterium und Kathedrale sind auf unsicherer Gründung im Stil der Pisaner Lucceser Romanik erbaut. Galileo Galilei erlangte hier seine bahnbrechenden Erkenntnisse über Pendel- und Fallgesetz, und die Künstler Pisano schufen ihre vielbestaunten Werke wie z. B. die Kanzel. Die Piazza dei Cavalieri versetzte die Besucher in das Zeitalter des St. Stefano – Ritterordens. In dem imposanten Gebäude an der Piazza mit dem wunderbaren Graffitti – Schmuck präsentierte sich die Hochbegabten – Universität von Pisa. Sie wurde vom französischen Kaiser Napoleon I. als eine Fakultät der Sorbonne gegründet. Über dem Arno hinweg gab es dann interessante Ausblicke auf die Kirche Santa Maria alla Spina und auf die Zitadelle mit dem markanten Turm.

Einen Eindruck wie der Meeresstrand und das Hinterland ohne menschliches Zutun ausschauen könnten, erhielten die Teilnehmer im Naturschutzpark San Rossore. Ein Mitarbeiter der Parkverwaltung erläuterte mit viel Engagement die Besonderheiten dieses großartigen Naturparks, der früher Eigentum des italienischen Königshauses war. In den Park wurden wir mit der Bockerl – Bahn gefahren, manchmal eine staubige Angelegenheit, besonders für den hinteren Waggon.

Mit einem Gottesdienst zusammen mit vielen Einheimischen am Bergkreuz der Familie Lombardi fand der Tag einen würdigen Abschluss. Rita Reiter hatte auf Wunsch von Romano Lombardi mit den Fahrtteilnehmern eine baierische Messe einstudiert, die zusammen mit den Musikanten beim Gottesdienst aufgeführt wurde. Mit einem zünftigen Abendessen, zu dem Romano die italienischen und bayerischen Gäste geladen hatte, klang der Tag aus.

Der nächste Tag begann mit einem Höhepunkt der Fahrt, dem Empfang bei Bürgermeister Paolo Panattoni im großen Sitzungssaal des Rathauses der Gemeinde von San Giuliano Terme. Der Bgm. erläuterte die Bedeutung der internationalen Partnerschaften und freute sich über die positive Entwicklung der Partnerschaft seiner Gemeinde mit Bad Tölz. Stadtrat Dreisbach bedankte sich für den Empfang durch den Bürgermeister. Martin Englert überreichte Bgm. Panattoni das neue Tölzer Buch von Chr. Schnitzer mit italienischer Übersetzung. Durch für uns typische toskanische Landschaft ging es dann nach Lajatico, wo die Exkursion zum Weingut von Alessandro Cecannti auf dem Programm stand. Zugegeben, kein ganz einfaches Unternehmen, sind doch die toskanischen Nebenstraßen nicht unbedingt für einen deutschen Reisebus prädestiniert. Aber eine großartige Leistung des Busfahrers Daniel.

In seinem Hof erklärte uns Alessandro mit Hilfe von Herrn Bernardo Buschkötter, einem ansässigen Deutschen, die Besonderheiten des Weines in seinen Lagen und die Kultur seiner Rebsorten. Natürlich mussten wir uns auch von der Qualität der angebauten Weine überzeugen. wogegen wir uns nicht sehr sträubten. Dazu servierten Alessandros Töchter Verusca und Samanta toskanische Gaumenfreuden, die Greilinger Streichmusik spielte grüawig auf, ein Nachmittag zum träumen. Doch allzu bald hieß es wieder: Auf gehts, der bayerische Abend muss vorbereitet werden.

Roberto de Angelis hatte in bewährter Weise die Versammlungsstätte der Jäger in Agnano organisiert. Dank der Mithilfe vieler Reiseteilnehmerinnen und Reiseteilnehmer gingen die Vorbereitungen auch zügig voran, bis man dann zu der weisen Erkenntnis gelangte, dass man Wurst und Schinken aus dem Kühlraum des Hotels doch besser hätte mitnehmen sollen. Roberto lachte nur. «Come in Italia», sagte er, setzte sich ins Auto und holte die Wurst. Unsere Befürchtungen dass Agnano doch von San Giuliano etwas abgelegen sei wurden bald zerstreut, eine große Anzahl Freunde aus SGT war unserer Einladung gefolgt, auch der 2. Bgm. Juri Sbrana. Die Gäste waren begeistert von den Spezialitäten aus Bad Tölz, und ließen sich natürlich das Reutberger Bier vom Faß schmecken. So erlebten wir gemeinsam mit unseren Freunden einen schönen Tölzer Abend in einer lauen Sommernacht in der Toskana. Unsere Musikgruppe spielte wie gewohnt fleißig auf.

Am Freitag stand die Exkursion nach Florenz auf dem Programm. Leider konnten wir nicht allzu früh aufbrechen, weil der Bus die 12 Stunden Standzeit einhalten muss. Die Pro Loco gab uns freundlicherweise eine Tourismusstudentin aus Lucca mit auf den Weg. (Sie kannte sich ähnlich gut aus wie wir). Nach einer Fahrt in der mitttäglichen Rushhour durch das Zentrum von Florenz trafen wir auch wirklich unsere Führerin in der Viale Strozzi am Bahnhof. Zügig voran ging es dann zur Kapelle der Medici und auf den Domplatz. Der Dom, der berühmte David von Michelangelo wurden entsprechend gewürdigt, ebenso der Neptunbrunnen und andere eher dürftig bekleidete Kunstwerke. Am Palazzo Vecchio, der heute der Stadt als Rathaus dient, gings vorbei zu den Uffizi und den Arno entlang bis zur Ponte Vecchio. Neben deren Geschichte gab es hier auch einen Blick auf San Miniato. Die geballte Vielzahl großartiger Kunstwerke schwappte wie eine riesige Woge über uns herein. Man bräuchte wohl eine Woche und mehr, um alles in sich aufnehmen und verarbeiten zu können. Die Studienfahrt des Vereins kann nur, soll aber Anreize schaffen für weitere Vertiefung der Eindrücke. Deshalb haben auch viele Teilnehmer den Saurüssel des Wildschweins hinterhalb der Loggia dei Lanzi gestreichelt. Das bedeutet dass man wieder nach Florenz zurückkehrt. Mit einem vorzüglichen Abendessen in der Villa Poschi in Pugnano, zu dem uns die Gemeinde von San Giuliano eingeladen hatte, endete dieser an Eindrücken so reich gesegnete Tag.

Am Samstag morgen gabs dann reichlich Zeit zum Assschlafen, Besorgungen zu machen oder auch im hoteleigenen Pool zum Schwimmen. Nachdem der Bus wieder vorschriftsmäßig geruht hatte ging es dann zum letzten Höhepunkt unserer Studienfahrt, der Wanderung auf den Monte Castellare. Der Monte Castellare ist im Naturschutzgebiet gleichen Namens der erste kleinere Berg südöstlich von San Giuliano, im Gebiet des Monte Pisano. Von weitem grüßt schon die Villa Bosniascki oberhalb der Olivenbaumhaine ins Land. Nach gut einer Stunde Aufstieg über einen felsigen Fahrweg erreicht man das Plateau der Villa die seit dem 2. Weltkrieg leider nur mehr eine Ruine ist. Der Aufstieg allein war schon ein Erlebnis, in bizarrer Felslandschaft standen die vielen Arten von Blumen und Kräutern in schönster Blüte, dann am Plateau oben der atemberaubende Blick über die Ebene bis nach Sardinien rüber. Anton Krettner hätte gesagt: kanns denn was schöneres geben … Den krönenden Abschluss bildete ein Picknick auf dem Berg, das unsere Freunde Pier Luigi, Roberto, Maurizio und Giuseppe ausgezeichnet vorbereitet hatten. Mit einer ortsüblichen kleinen Siesta ließ man das Erlebnis auf sich einwirken.

Am Sonntag machten wir uns schon frühmorgens auf den Weg nach Hause, voller Spannung was uns erwartet. Und was wars: Regen, Kälte Nässe. Wie gut, dass wir in der Toskana waren.

So blieben uns nur die Erinnerungen an eine äußerst interessante Studienfahrt, so manches Schmankerl aus der Toscana, und den meisten ein Schnupfen der sich gewaschen hatte.

M. Englert

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