Bürgerfahrt nach San Giuliano Terme vom 17. – 22. Mai 2005

43 Tölzerinnen und Tölzer brachen also voller Erwartung in früher Morgenstunde zur ersten Bürgerfahrt in die Partnerstadt in der Toscana auf.

Abfahrt:
Dienstag nach Pfingsten , das Wetter war ungemütlich, regnerisch, …in Italien kann es nur besser werden, und tatsächlich, ab dem Brennerpass wurde es auch besser.

Die Fahrt verlief mit entsprechenden Pausen, jedoch ohne Probleme, nicht zuletzt dank unseres Busfahrers Toni Heimkreiter der Europa besser als sein Wohnzimmer zu kennen scheint..

Ankunft:
kurz nach 16.00 Uhr in San Giuliano Terme : Auf der Autobahn bei Massa begann es plötzlich wie aus Kübeln zu schütten, wir kamen vom Regen in die Taufe. Warum sind wir bloß daher gefahren dachte manch einer laut …

Das Abendessen im Hotel war dann eine kleine kulinarische Entschädigung für den Empfang durch das Wetter in der Partnerstadt.

Mittwoch:
Um 10.00 Uhr war der Empfang bei der Gemeinde mit 1. Bgmstr Panattoni, angesetzt. Wir wurden im schönen Sitzungssaal der Gemeinde empfangen, Nur die martialischen Wandbilder, die vor den Greueln des Krieges warnen sollen, wirkten auf manche doch recht dräuend. Bgmstr. Panattoni brachte seine Wertschätzung und Freude über die Partnerschaft mit Bad Tölz zum Ausdruck.

Vorsitzender Englert überreichte 1.Bürgermeister Panattoni das Tölzer Jubiläums – Bierkrügl, damit er das Reutberger Bier auch standesgemäß trinken kann.

Die Gemeinde hatte ein wunderbares Büffet aufgebaut, bedauerlicherweise hatten die Meisten noch nichts runtergebracht, so kurz nach dem Frühstück. Anschließend ging es mit dem Bus zur Besichtung der Kartause von Calci. Es goss wieder in Strömen, aber zum Glück dauert auch der Regen nicht ewig.

Der Kartäuserorden wurde gegründet vom hl. Bruno von Köln – ein seltener Orden, eine riesige, feudale Klosteranlage für ganze 14 Mönche, die hier ein Leben lang meditierten mussten .Eigentlich merkwürdig. Die Mönche mussten sich einer doch recht kurios anmutenden Aufnahmeprüfung unterziehen: Man wurde auf adelige Abstammung geprüft und musste eine ansehnliche Mitgift einbringen.

Da hat sich so mancher seine Gedanken gemacht, ob diese Herren wirklich Gott gesucht haben, oder ob Sie von mächtigeren Zeitgenossen im Kloster ruhig gestellt wurden. Eine „Zelle“ ist vergleichbar einem heutigen Reihenmittelhaus mit Garten und Hobbywerkstatt. Die Arbeiten mussten übrigens die Fratres erledigen, da gab es eine strikte Trennung die bis hin zur letzten Ruhestätte erkennbar ist. Zum Erstenmal spürten wir auch die Auswirkungen des Papstes aus Altbaiern: Unsere Gruppe aus Bad Tölz bekam freien Eintritt, weil wir aus der Heimat des Papstes kommen!

Danach gings weiter nach Lucca, zur Stadtführung mit Frl. Tiziana. Die gut erhaltene Stadtmauer mit ihren vielen Vorwerken machte mächtigen Eindruck und zeugte von den ständigen Händeln der Städte um die Vormacht in jener Zeit. Lieblingsfeind von Lucca war offensichtlich Pisa. Natürlich hat man sich auch mit Florenz gemessen.

Neben den majestätischen Kirchen wurde natürlich dem begnadeten Künstler Giacomo Puccini ein Besuch abgestattet, sein Geburtshaus wurde gerade restauriert und zu einem Museum umgebaut. Auf der berühmten Piazza, die das Oval des ehemaligen Amphitheaters darstellt, klang der Stadtbummel aus, und der Himmel überlegte sich, ob er zur Umsatzsteigerung der Regenschirmverkäufer nicht doch beitragen sollte.

Auf der Rückfahrt von Lucca wurde noch das neueröffnete „Museo del Costumi“ in San Giuliano Terme besucht. Film- und Theaterkostüme aus bekannten Filmen und von vielen Opernhäusern werden hier präsentiert. Eine großartige Sammlung wurde hier zusammengetragen. Die Fahrtteilnehmer waren schon etwas ermüdet, es war ein sehr umfangreiches Tagesprogramm, so fand erwartungsgemäß das Museum bei den Damen größeres Interesse, bei den Herren hielt sich die Begeisterung eher in Grenzen. Erholung gab es dann beim Abendessen in Metato im Ristorante Belvedere.

Donnerstag:
Exkursion nach San Gimignano, und Volterra.

Besonders beeindruckend sind die 15 verbliebenen Geschlechtertürme von San Gimignano ursprünglich waren es mal 72. Was war das zur Zeit ihrer Erbauung für ein Demonstration von Macht! Berühmt ist San Gimignano heute für den edlen Weißwein aus der Vernaccia – Traube und für den besten Safran Italiens.

In Volterra schlug uns die riesige Burganlage in ihren Bann, die dann als Gefängnis „missbraucht“ wurde, das röm. Amphitheater, die Museen mit den herrlichen Alabasterarbeiten und natürlich die wunderbare Aussicht über die seelenberuhigende Landschaft der Toscana. Volterra war eine Hochburg der Alabasterverarbeitung, viele Läden und Werkstätten zeugen noch heute davon. Anschließend besuchten wir einen Weinbauern in Chianni, mitten in der toscanischen Landschaft zw. Volterra und Pisa, er bot einen guten Wein zu einem günstigen Preis an. Es war ein schattiges Plätzchen zum angenehmen verweilen.

Der Winzer war übrigens ein Jagdfreund von Roberto die Angelis. Auf der Heimfahrt übten wir inbrünstig bayerische Lieder für unseren bayerischen Abend.

Das Abendessen wurde in der Villa Posci eingenommen, einer ehemaligen herrschaftlichen florentinischen Villa mit entsprechendem Ambiente, die zu einem Speiselokal umgebaut wurde. Wir lernten die kulinarischen Köstlichkeiten der Toscana kennen. Das war mit Fug und Recht der kulinarische Höhepunkt der Bürgerfahrt. Das Heimgehen fiel nach diesem exzellenten Genuss so manchem schwer.

Freitag:
Am Freitag stand die Stadtführung in Pisa auf dem Programm, Leider streikten die Pendelbusse zum Busbahnhof. Doch Enzo Balatresi, Comandante der Stadtpolizei stellte uns kurzerhand ein Polizeifahrzeug als Eskorte zur Verfügung, und so fuhren wir eben mit Blaulicht nach Pisa. Die Führerin Sabrina Lanzoni war allein eine Attraktion für sich. Sie wollte uns gleich heimschicken als wir erwähnten dass wir bereits in Lucca waren. Dom und Baptisterium wurden ausgiebig besichtigt und akustisch getestet, der schiefe Turm von unten, nur ein einem einzigen Reiseteilnehmer hat ihn erklommen.

Schließlich hängt das Teil auch 5,40 Meter über. Ab drei Uhr nachts dreht sich der Turm meistens, (manchmal) aber nicht alle wollten das erleben.

Ausgiebig, aber sehr witzig und unterhaltend machte uns Sabrina mit den Rivalitäten zwischen den Städten Lucca, Florenz und Pisa vertraut. Durch die Altstadt ging es dann zum Arno und zur Piazza Garibaldi dem italienischen Freiheitskämpfer der für die Einigung Italiens kämpfte.

Zurück ging es dann auf Umwegen per Pedes zum Busparkplatz an der Peripherie da die Shuttle Busse wie gesagt streikten. So lernten wir auch die Randbezirke und den Güterbahnhof von Pisa kennen. Anschließend ging es in den Naturpark San Rossore, welchen wir nach längerer Suche auch fanden.

Wir irrten erst die Via Aurelia rauf und runter, sahen verschiedene Gewerbetreibende, angeblich Direktvermarkter, ehe wir die richtige Straße ausfindig machen konnten. Wir störten dabei eine Rotte Wildschweine bei der Futteraufnahme, doch dann gings zur ehemaligen Sommervilla des Präsidenten der Republik Italien. Von außen eine interessante Architektur, das Interieur konnte jedoch den Charme der 60er Jahre nicht verhehlen. Leider standen wir dann vor dem verschlossenen Meer, unser bestellter Führer saß in der Parkverwaltung an der Bar und hatte uns einfach nicht bemerkt.

Aber man kann ja im Pinienwald auf Schleichwegen den Zaun umfahren, und so standen wir schließlich doch noch vor dem offenem Meer. Alfred Binder ließ es sich nicht nehmen das Meer auf seine Badetauglichkeit zu testen, was unseren Führer wiederum sehr besorgte, denn es war kein Rettungsschwimmer zugegen …

Weiter ging es dann zu einer Schifffahrt auf dem Lago Massaciuccoli, einem Flachgewässer das jetzt Naturschutzgebiet ist, jedoch noch mit spärlicher Fauna. was von einer gewissen Jagdeifer der Anrainer zeugt. Neben dem Schiffsdiesel wurden wir mit Puccinis Arien per Lautsprecher beschallt. Die Rundfahrt zwischen Meer und den Bergen war herrlich, so dass man in diesem Fall durchaus auf die gut gemeinten Künste Puccinis verzichten könnte.

Abends gab es dann in Marina del Vecciano das ortstypische Fisch – Menü, von dem Viele begeistert waren, andere eher weniger, aber die Geschmäcker sind eben verschieden, und es kam trotzdem jeder auf seine Kosten. Vorher konnte man noch am Strand liegen und die Abendstimmung am Meer genießen, die leichte Brise war aber noch recht kühl.

Samstag:
war bereits wieder unser letzter Besuchstag. Wir ließen es geruhsam angehen, wollten dem Ölbauern unseren Freund Francesco Manca auf seinem Hof einen Besuch abstatten. Leider waren wir überpünktlich, so das uns noch niemand erwartete, und der Hofbesuch entpuppte sich als mittlere Klettertour in einen Ölberg. was besonders dem eleganten Schuhwerk unserer Damen nicht gerade entgegenkam.

Natürlich gibt es hier das beste Olivenöl Italiens und die üppige Flora der begnadeten Landschaft zu bestaunen. Bei einem Imbiss im Anschluss konnten wir uns vom guten Öl überzeugen, dabei überreichten wir Francesco und seiner Frau Sandra das „Tölzer Lebenselixier“ von Janssen. Der Besuch im Ölberg war äußerst informativ, da wir ansonsten nur das fertige Produkt in der Flasche kennen lernen..

Der Nachmittag war zur freien Verfügung, ehe dann abends unser bayerischer Abend auf dem Programm stand, für den wir reichlich Bayerische Schmalkerl mitgebracht hatten Würste, Schinken, und natürlich Reutberger Edelstoff. bis 14.00 Uhr hätte die Veranstaltung noch im Hotel stattfinden sollen, da hieß es plötzlich: geht nicht!

Jetzt wurde es allmählich heiß! Nach mehreren Telefongesprächen von 2. Bgmstr. P. L. Chelossi hieß es plötzlich im Pfarrhof!

Der Pfarrhof war dann gefunden, er zeigte sich doch nicht darauf vorbereitet, er wusste ja schließlich nichts von unserem Ansinnen. Tische und Stühle fanden sich, Geschirr war nicht da, sonstige Beilagen und Zutaten natürlich auch nicht. Also auf zum Carrefour nach Pisa. Mit zwei Autoladundungen kamen wir zurück und mit vielen Helfern aus unserer Gruppe und unseren Gastgebern brachten wir die Vorbereitungen soweit voran, dass wir zum angesetzten Beginn einigermaßen fertig waren. Freund Max führte die Reisegruppe und die Gäste im Langsamschritt heran um noch etwas Zeit zu gewinnen.

Das Bier war übrigens entgegen bayerischer Gepflogenheit neben dem Kühlraum aufbewahrt worden. Verschiedene Damen aus unserer Gruppe hatten ein Quiz vorbereitet, das zum Gaudium Aller in bayrisch – toskanischen Gruppen gelöst wurde. Unsere Sangeskunst konnten wir leider nicht mehr zum Besten geben, denn ein Musikcorps der Bersaglieri spielte seine flotten Märsche auf der Piazza und damit endete unser bayerischer Abend etwas früh aber sehr schön.

Wir wurden sehr gut betreut von der Gemeinde, von der Tourist – Info der Gemeinde PRO LOCO, mit Präsident Roberto di Angelis, von Carolina Flinz, von Chiara Patrizia und der Mannschaft der PRO LOCO. Es war unsere erste Bürgerfahrt nach SGT, manchmal muss man sich erst an die italienischen Verhältnisse gewöhnen, wo eine halbe Stunde nicht unbedingt eine meßbare Zeiteinheit bildet. Aber es geht schließlich alles, zwar vielleicht etwas anders, aber durchaus mit weniger Stress. Es geht los wenn alle da sind, ist eigentlich nur logisch.

Natürlich gibt es Möglichkeiten zur Verbesserung, besonders möchte ich die Gegenseitigen Begegnungen ausbauen, und wer mitarbeiten möchte und gute Ideen hat, der kann und soll sich natürlich einbringen. Die Bürgerfahrt ist keine subventionierte Urlaubsreise, sie hat ein gezieltes kulturelles Programm und jeder war gefordert zum Guten Gelingen des Unternehmens selbst beizutragen. Mein Eindruck war, die Reise hat sich gelohnt, und ich würde mich freuen wenn es den Mitreisenden auch so ergangen wäre.

Bei Allen Reiseteilnehmer möchte ich mich herzlich bedanken, dass die Bürgerfahrt so glatt über die Bühne ging, dass die Stimmung gut war, auch wenn wir mal eine Viertelstunde warten mussten. Herzlichen Dank auch Allen die an der Vorbereitung und der Durchführung unserer Bürgerfahrt beteiligt waren.

MARTIN ENGLERT
1. Vorsitzender

Beiträge

Bernard Kajdan (links) zusammen mit unserem langjährigen Vorsitzenden Martin Englert zu Leonhardi 2016
„Die Toskana liegt nicht in Italien, sondern Italien liegt in der Toskana“ (Johann Wolfgang Goethe). Mit diesem Zitat ist alles über die Toskana als Inbegriff Italiens und Zentrum des Dolce
Beitrag im Tölzer Kurier zur Hauptversammlung 2024