Tölzer Bürgerfahrt zum 5-jährigen Partnerschaftsjubiläum nach San Giuliano Terme
„Das Fundament trägt, nun können wir an die Ausgestaltung des Hauses gehen.“ Dieses Bild zeichnete Josef Janker in seiner Ansprache zum fünfjährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Bad Tölz und San Giuliano Terme. Der Vergleich passt. So schien es zumindest bei der Bürgerfahrt in der Pfingstwoche. Knapp 60 Tölzer fuhren mit dem Bus oder dem eigenen PKW in die Toskana, um dort bei vielen gemeinsamen Unternehmungen die Kontakte zu der italienischen Partnerstadt zu vertiefen und so dem Hause „Amicizia“ ein paar neue Räume hinzuzufügen.
Und es ist dabei nicht zu übersehen, dass mit jedem Treffen ein wenig Fremdheit schwindet. Bestens vorbereitet durch einen Italienisch-Crashkurs von Lidia Tapparelli – Rohrer beschränkten sich die Tölzer nicht auf das bloße Besichtigen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten – wenn auch gerade die Städte Pisa und Lucca natürlich für sich schon eine Reise wert sind – sondern wagten auch das Gespräch mit den südlichen Gastgebern. Der Boden hierzu war schließlich aufs Beste bereitet. Mit herzlicher Gastfreundschaft wurden die Tölzer empfangen, eine Einladung folgte der nächsten. Dass dabei jedes Mal üppige Spezialitäten aus toskanischer Küche und Keller aufgetragen wurden, ist fast schon eine Tradition und Garant dafür, dass das Zeichen zum Aufbruch allabendlich für die meisten viel zu früh kam.
Höhepunkte zu nennen ist daher schwierig. Natürlich stand das große bayerisch-italienische Fest auf der Piazza Shelley in San Giuliano Terme im Mittelpunkt der Reise. Ihm war sogar Petrus ziemlich wohlgesonnen: Obwohl es am Morgen noch kräftig geregnet hatte, verzogen sich die Schauer zum Beginn der Veranstaltung und setzten erst kurz vor ihrem Ende wieder ein, um dann allerdings die Tölzer Delegation auch noch auf der Rückreise und bis über die Landesgrenze hinaus zu begleiten. Aber zumindest Samstag nachmittag war es trocken und so konnten die Trachtler und die Goaßlschnalzer ebenso ungestört ihr Können zeigen wie die Musikkapelle Verdi und die toskanische Trachtengruppe. Die Bürgermeister beider Gemeinden bekräftigten bei offiziellen Ansprachen ebenso wie Landrat Josef Niedermaier ihren deutlichen Wunsch, die Partnerschaft weiterhin auszubauen mit dem Ziel, die Europäische Union nicht beim bloßen politischen Konstrukt zu belassen, sondern wahres Verständnis und Freundschaften zwischen den Menschen der einzelnen Länder zu schaffen.
So gab es zahlreiche bayerisch-toskanische Gespräche zwischen den verschiedenen Interessensgruppen, etwa bei der großzügigen Einladung nach Asciano durch die „Cacciatore“, die Jäger der Region, oder von der „Pubblica Assistenza“, der Rettungsorganisation in Metato, die mit einer Lotterie und einer eigens engagierten Band für Stimmung sorgte. Liebevoll vorbereitet auch die Wanderung auf den Monte Castellare, bei der ein Naturführer die ganz besondere Vergetation erklärte und es eine außérgewöhnliche Blütenvielfalt zu bestaunen gab. Auf dem Hochplateau hatte die Pro Loco, San Giulianos Tourist – Info mit ihrem Chef Roberto di Angelis und seinen unermüdlich um das Wohl der Gäste besorgten Mitarbeiterinnen Carolina, Chiara, Marianna und Patrizia in den Ruinen eines kleinen Palais ein schmackhaftes Buffet angerichtet.
Ein weiterer Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes war die Einweihung des von Karl Drexl gestifteten Bergkeuzes bei Romano Lombardi mit festlicher Messe im Freien zwischen zahlreichen Olivenbäumen, die von der Reisegruppe mit bayerischen Liedern umrahmt wurde.
Dass das anschließende Abendessen besonders gut mundete, lag nicht nur an der Höhenluft und dem wunderbaren Ausblick von der Terrasse des Hauses, sondern auch an den ausgezeichneten Köstlichkeiten, die Romano in nicht nachlassender Fülle auftischte.
In einer lauen Frühsommernacht mit Blick auf das Tal des Serchio, einem Glas feinen Chianti in der Hand, mit Spezialitäten wie Mozzarella di Buffala, Prosciutto di Toscana, Pecorino, diversen Antipasti und ähnlichem – so lässt sich das dolce Vita a la italiana auch von überzeugten Bayern genießen.
Aber auch für die Italiener gab es Unbekanntes zu entdecken. Etwa bei dem mit großem Aufwand vorbereiteten Auftritt des Pacherschen Figurentheaters. Niemand wollte es Organisator und Reiseleiter Martin Englert in San Giuliano Terme so recht glauben, dass es auch Marionettentheater für Erwachsene gibt. Und so war ein großer Teil der Gäste bei der Uraufführung im Teatro Rossino noch im sehr kindlichen Alter. Nun ist das – eigens in italienische Sprache übersetzte und auf die lokalen Verhältnisse angepasste – Stück „Truffaldino in Vacanza“ an Goldonis „Diener zweier Herren“ nicht unbedingt ein Kasperltheater. Aber die Kleinen genossen dennoch die hübschen Kostüme, kleinen Gags und das Spiel an sich, während die Eltern erstaunt feststellten, dass auch sie ihre Freude an dem Spiel der Puppen haben konnten. Jedenfalls gab es großen Applaus im voll besetzten Haus.
Krönender Abschluss der mit Ereignissen vollgepackten Tage war dann das Abendessen in der Villa Poschi. Im eleganten Rahmen wurde ein vielgängiges und delikat zubereitetes Menü serviert. Angeregt die Unterhaltungen an den häufig binational besetzten Tischen, wohlsortiert auch die Getränke, angenehmes Genießen in gelöster Atmosphäre – kein Wunder, dass niemand gerne den Heimweg antrat.