Es ist schon eine Tradition geworden, die Tölzer Bürgerfahrt in den Pfingstferien zu einer der Partnerstädte San Giuliano Terme oder Vichy. In diesem Jahr hatte der Städtepartnerschaftsverein Bad Tölz wieder eine Reise zu den Freunden in der Toskana organisiert. Ein interessantes Programm hatte Vereinspräsident und Reiseleiter für die Teilnehmer ausgearbeitet. Im Mittelpunkt stand zweifellos der herzliche Empfang der Tölzer durch Bürgermeister Sergio di Maio im Rathaus der Partnerstadt. Die Tölzer sind uns wie lieb gewordene Familienmitglieder, die wir nicht mehr missen wollen, betonte di Maio in seiner Begrüßungsrede. Mit einem Stadtwappen und einem Tragl Tölzer Lebenselixier bedankten sich die Reiseteilnehmer für den überaus freundschaftlichen Empfang. Breiten Raum nahmen auch die Besprechungen der weiteren Aktionen beider Partnerstädte ein. Als nächste gemeinschaftliche Aktion nehmen Sportler aus San Giuliano am Tölzer Triathlon teil. Auch der Austausch weiterer Sportarten wie Fußball, Volleyball und Schwimmen soll jetzt umgesetzt werden. Zu Leonhardi wollen die San Giulianeser zu einem Gegenbesuch nach Bad Tölz kommen.
Obligatorisch bei der Bürgerfahrt sind natürlich ein Besuch der Nachbarstadt Pisa und ein kurzer Trip ans Meer. In einer Exkursion auf das unter Naturschutz stehende Gebiet der Monti Pisani lernten die Tölzer die Vielfalt der mediterranen Flora und Fauna kennen, ehe sie sich bei einer Brotzeit im Verwaltungszentrum des Naturschutzgebietes von den Strapazen erholen durften.
Ein wichtiger Punkt für die Tölzer war der Besuch des Mahnmales der NS – Kriegsverbrechen Ende 1944. Die Einwohner hatten sich vor den nach Norden zurückweichenden deutschen Militärverbänden in die angrenzenden Berge von La Romagna geflüchtet. Dort wurden sie von der SS aufgestöbert und 69 Einwohner getötet. Angeblich weil man sie für Partisanen hielt. Ganze Familien wurden ausgelöscht. Englert betonte in seiner Rede, dass man das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen könne, das ist und bleibt ein Kapitel deutscher Geschichte, leider das traurigste.
Aber es ist unsere Aufgabe wachsam zu sein und alles dafür zu tun das sich die Geschichte nicht wiederholt. Die internationalen Städtepartnerschaften wollen ihren Beitrag dazu leisten.
Die Tölzer Delegation legte ein Blumengebinde am Mahnmal nieder.
In einer Exkursion wurde Siena besucht, die aufgrund ihrer geschlossenen mittelalterlichen Bausubstanz als die schönste Stadt der Toskana bezeichnet wir. Siena ist die Heimatstadt der hl. Katharina, der Schutzfrau Italiens. Neben dem imposanten Dom war natürlich der Campo besonderer Anziehungspunkt für die Tölzer. Hier findet alljährlich im August das berühmte Pferderennnen, der nicht unumstrittene Palio, zwischen den 17 Contraden Sienas statt.
Beim Ölbauern Baroni in Rigoli wurde den Tölzern die Kultivierung der Ölbäume und Herstellung des Olivenöles gezeigt, und die Unterschiede der Bezeichnung der Qualitätsbezeichnung ?Extra Vergine? erläutert. Einen besonderen Programmpunkt hatte man sich zum Schluss aufgehoben: Als Dank für die herzliche Aufnahme hatten die Tölzer ihre Freunde zu einer bayrischen Brotzeit in den Saal der Pubblica Assistenza geladen. Dabei hatte man eine besondere Überraschung parat:
Dem ehemaligen Direktor der Tourist Info von San Giuliano, Roberto de Angelis, wurde mit einer prachtvollen Urkunde die Ehrenmitgliedschaft des Tölzer Städtepartnerschaftsverein verliehen.
In seiner Laudatio in italienischer Sprache, verwies Englert auf die besonderen Leistungen de Angelis` insbesondere als Wegbereiter der Partnerschaft vor nunmehr 12 Jahren. Auch die Betreuung der Bürgerfahrten waren ihm stets ein besonderes Anliegen. Als Jäger pflegt de Angelis auch gute Beziehungen zu den Tölzer Waidmännern. Tief bewegt nahm de Angelis die Ehrung entgegen. Er dankte allen Tölzerinnen und Tölzern für diese Auszeichnung und freute sich über die von Marsilius kunstvoll gestaltete Urkunde.
Mit der Gewissheit, dass die Partnerschaft lebt, und dass diese Bürgerfahrt die partnerschaftlichen Beziehungen weiter vertieft hat, traten die Tölzer ihre Heimreise an.
Martin Englert